Goten

Goten
Goten
 
[aus germanisch gutans, gutôs], lateinisch Gutones, Gothones, Gothi, germanisches Volk, das im Lauf seiner Geschichte mehrere Stammesbildungen (Ethnogenesen) durchlief und sich dadurch ständig veränderte, was auch in wechselnden Namen zum Ausdruck kam. Nach der Einwanderung von »Traditionskernen« (u. a. Königsdynastie) aus Skandinavien kam es um Christi Geburt in Ostpommern und an der unteren Weichsel auf der Grundlage einheimisch-eisenzeitlicher Bevölkerungsgruppen zur ersten Ethnogenese der »Gutonen«. Sie standen unter der Herrschaft von Königen. Die Gepiden scheinen damals noch eng mit den Goten verbunden gewesen zu sein. Seit dem Ende des 2. Jahrhunderts erfolgte ein langsam verlaufender, nicht die ganze Bevölkerung erfassender Abwanderungsprozess in Richtung Schwarzmeerküste. Dort kam es seit dem 3. Jahrhundert zu einer polyethn. Stammesbildung, die Goten, andere germanische Stammesteile und einheimische Völkerschaften umfasste. Archäologisch fassbar wird diese erneute Ethnogenese in den Funden der Tschernjachowkultur. Von Südrussland aus suchten die Goten seit 238 das ganze 3. Jahrhundert hindurch mehrfach die Küstengebiete Griechenlands und Kleinasiens sowie Thrakien heim und besetzten nach 270 die ehemalige römische Provinz Dakien (Rumänien). In der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts (erstmals bezeugt 291) kam es zur Spaltung der Goten: Westlich von Dnjestr und Pruth siedelten fortan die Vesier oder Terwingen (Westgoten), östlich davon - bis jenseits des Don herrschend - die Ostrogothen oder Greutungen (Ostgoten). Ab der Mitte des 4. Jahrhunderts fand bei den Goten, v. a. bei den Terwingen, das arianische Christentum Eingang, besonders durch Bischof Wulfila. Über die weitere Geschichte der Teilstämme Westgoten, Ostgoten. Reste von Goten hielten sich auf der Krim bis ins 16. Jahrhundert (Krimgoten).
 
Infolge pontischer, hunnischer und iranischer Kunst- und Kultureinflüsse entwickelten die Goten Südrusslands und des Donaugebiets im 4./5. Jahrhundert neue Formen v. a. im Goldschmiedehandwerk (Fibeln, Schnallen; Verwendung der Almandin-Einlegetechnik), die maßgeblich Einfluss auf die Völkerwanderungskunst der weiter westlich lebenden Germanen ausübten.
 
 
H. Wolfram: Die G. Von den Anfängen bis zur Mitte des 6. Jh. Entwurf einer histor. Ethnographie (31990).
 

Universal-Lexikon. 2012.

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